



Wolfratshausen, Samstag 14. April 2025 –
Die diesjährige Hegeschau des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen fand am traditionell im Saal vom Gasthaus Holzwirt in Ascholding statt. Sie stand ganz im Zeichen der großen Herausforderungen, vor denen Jagd und Forstwirtschaft in Zeiten von Klimawandel, Extremwetter und gesellschaftlichem Wandel stehen. Zahlreiche Jägerinnen und Jäger, Waldbesitzer, Behördenvertreter und Gäste aus der Region nahmen an der Veranstaltung teil, die nicht nur gesetzliche Pflicht (§ 37 Bundesjagdgesetz), sondern auch eine Plattform für Dialog und Verantwortung ist.

Den Abend eröffnete traditionell die Jagdhornbläser der Jagdkreisgruppe Wolfratshausen die mit ihren Klängen den feierlichen Rahmen der Veranstaltung schufen. Stefan Rührgartner, (Leiter der Jagdschule und Mitglied des Vorstands der Jagdkreisgruppe Wolfratshausen e.V.) leitete den Abend, begüsste die Ehrengäste und führte souverän durch das Programm.




Für das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen, sprach die Sachgebietsleiterin der Unteren Jagdbehörde Frau Claudia Magdanz. Sie ging besonders auf die Bedeutung klimaresistenter Wälder, den Erhalt der Biodiversität und die Folgen des Hagelereignisses vom August 2023 ein. Die Wetterkatastrophe, die sich von Benediktbeuern bis Tegernsee erstreckte, habe große Schäden verursacht und verdeutliche die Notwendigkeit abgestimmter Maßnahmen zwischen Forst, Jagd und Grundstückseigentümern. Sie ging auf die Nutzung von Nachtsichttechnik bei Jagd auf Schwarz- und Haarraubwild ein und wies darauf hin, dass das Erlegen nachts nicht freigegebener Wildarten ist eine Straftat darstellt und eine sorgfältige Ansprache für die sichere Jagdausübung unerlässlich ist. Der zunehmende Einsatz von Technik – etwa bei der Kitzrettung mit Drohnen oder der wurde als wichtiger Fortschritt genannt. Ebenso betonte sie Bedeutung der revierübergreifenden Nachsuchengespanne, um Wild tierschutzgerecht Suchen und Aufspüren zu können. Thema war auch das Verbot bleihaltiger Munition in Feuchtgebieten und die wachsende Bedeutung des Kugelfangs, angesichts vieler Erholungssuchender im Wald. Die enge Zusammenarbeit von Waldbesitzern und Jägerschaft wurde als Schlüssel zu einer erfolgreichen Zukunft betont.

Korbinian Wolf, Bereichsleiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), beleuchtete die forstlichen Herausforderungen. Besonders die anhaltende Trockenheit, wie sie bereits in Franken dramatische Auswirkungen zeigt, sowie die Spätfolgen des Hagelsturms stellten Wald und Forstleute vor enorme Aufgaben. Der Borkenkäfer bleibe eine akute Bedrohung: „Die befallenen Bäume müssen unbedingt vor der nächsten Käfergeneration aus dem Wald gebracht werden.“ Ziel sei es, Kahlflächen zu beseitigen und eine baumartenreiche Naturverjüngung zu fördern – Pflanzungen sollen möglichst vermieden werden. Auch im Gebirge sei ein tragbarer, angepasster Wildbestand notwendig, so Wolf, um jungen Waldbestand wirksam schützen zu können. Für die erreichte Abschussleistung sprach er den Jägerinnen und Jägern seinen Dank aus.

Stefan Rührgartner ergriff darauf das Wort und äußerte seine Bedenken hinsichtlich der aktuellen Entwürfe zur Novellierung des Jagdgesetzes. Naturschutzverbände sprechen von einem “Generalangriff auf geschützte Arten”, während Hubert Aiwanger, Bayerns Jagdminister von den Freien Wählern, sich für die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht starkmacht, argumentiert, dass eine gezielte Bejagung des Wolfs dringend nötig sei, um Schäden zu verhindern. Er betont, dass der Wolf längst nicht mehr vom Aussterben bedroht sei und die Bestände jagdlich vernünftig reguliert werden müssten. Aiwanger fordert daher, den Wolf ins Bayerische Jagdgesetz aufzunehmen, um eine Bejagung zu ermöglichen. Demgegenüber steht Michaela Kaniber von der CSU, die frühere Forstministerin und derzeitige Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Sie kritisiert Aiwangers Vorstoß als “Schnellschuss”, der die Belange der Eigentümer und des Waldes zu wenig berücksichtige und wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriere. Kaniber fordert ein Jagdgesetz, das nicht einseitig Jagdinteressen bedient, sondern Eigentümer und Gesellschaft ernst nimmt.

Nach diesen Ausführungen wurde die Streckenliste des Jagdjahres 2024/2025 vom Jagdberater Johann Fagner vorgestellt. Er verlas die entnommenen Tiere nach Art, Anzahl und Geschlecht. Die Präsentation der erlegten Wildarten erfolgte traditionell durch das Verblasen der Strecke durch die Jagdhornbläser, was den Abend feierlich abrundete.

Stefan Rührgartner dankte den Rednern für ihre Ausführungen und beendete damit den offiziellen Teil des Abends. Die Hegeschau wird auch künftig ein wichtiger Bestandteil jagdlicher Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit bleiben, so das Fazit. Sie bietet Raum für fachlichen Austausch, Wertschätzung der Hegearbeit und zukunftsorientierten Diskussionen zu nachhaltiger Jagd und Naturschutz.
