Oberbayern liegt im Voralpenland und weist eine Vielzahl von Seen und Flusstälern auf, die durch die letzte Eiszeit (Würm-Eiszeit, vor etwa 115.000 bis 11.700 Jahren) geformt wurden. Gletscher hinterließen zahlreiche Senken und Mulden, die sich mit Wasser füllten und zu Seen oder Feuchtgebieten wurden. Nach der letzten Eiszeit stabilisierte sich das Klima allmählich. Die Temperaturen stiegen, und es bildete sich eine reichhaltige Vegetation. Das feuchte Klima förderte das Wachstum von Pflanzen in den feuchten Senken und Flussauen.
In den sumpfigen Gebieten begann die Ansammlung von Pflanzenmaterial, insbesondere von Moosen, Schilf und anderen wasserliebenden Pflanzen. Durch die permanente Wassersättigung und den geringen Sauerstoffgehalt zersetzten sich die Pflanzenreste nur unvollständig und bildeten Torf. Dieser Prozess der Torfbildung dauerte über Jahrtausende an, wobei sich Schichten von abgestorbenem Pflanzenmaterial übereinanderlagerten.
In Oberbayern entwickelten sich hauptsächlich zwei Typen von Mooren:
Niedermoore und Hochmoore. Niedermoore entstehen in Bereichen mit hohem Grundwasserspiegel. Sie werden von mineralstoffreichem Wasser gespeist und weisen eine vielfältige Vegetation auf, darunter Binsen, Seggen und verschiedene Gräser.
Hochmoore entwickeln sich aus Niedermooren oder direkt auf wasserstauenden Untergründen. Sie werden ausschließlich durch Regenwasser gespeist und sind sehr nährstoffarm.
Typisch für Hochmoore sind Torfmoose, Wollgräser und andere spezialisierte Pflanzen.
Im Laufe der Jahrhunderte griff der Mensch in die natürlichen Moorlandschaften ein. Entwässerung für Landwirtschaft, Torfabbau und Bebauung führten zur Zerstörung vieler Moorgebiete.
In Bayern begann man bereits im 18. Jahrhundert mit der Trockenlegung von Mooren. Im Zuge der Aufklärung und unter der Herrschaft von Kurfürst Maximilian III. Joseph wurden Pläne zur Nutzung von Moorgebieten entwickelt. Der systematische Ausbau der Trockenlegung und Kultivierung von Moorflächen nahm im 19. Jahrhundert an Fahrt auf, insbesondere unter König Ludwig I., der diese Maßnahmen förderte, um landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen und die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben.
Der Höhepunkt der Meliorationsmaßnahmen, also der Bodenverbesserung und Trockenlegung von Mooren, fand im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert statt. Während dieser Zeit wurden umfangreiche Entwässerungssysteme angelegt, um die Moore nutzbar zu machen.
Beim Trockenlegen der Moore beginnt man einen Prozess, den man immer wieder wiederholen muss, weil die Masse in sich zusammensackt. Dies liegt daran, dass Moore zu einem großen Teil aus organischem Material bestehen, das sehr wasserreich ist. Wenn das Wasser abgeleitet wird, verlieren die Torfmoose und andere Pflanzen ihre Stützfunktion, und das organische Material beginnt zu zerfallen und sich zu zersetzen. Dadurch verringert sich das Volumen des Moores, und die Oberfläche sinkt ab. Zudem führt der Luftkontakt zu einer beschleunigten Zersetzung des organischen Materials, was den Volumenverlust weiter verstärkt. Dieser Prozess erfordert kontinuierliche Drainage und Pflege, da das Moor ohne regelmäßige Maßnahmen immer wieder absinken und erneut Wasser ansammeln würde.
Kurzfristig gedacht boten die entwässerten Moore wirtschaftliche Vorteile durch den Zugewinn an „Neuem Land“ der landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen und dem Torfabbau. Langfristig erleben wir mittlerweile jedoch die negativen Folgen. Bodenabsenkung und damit erhöhte Hochwasserrisiken führen zu hohen Kosten. Um den Teufelskreislauf zu durchbrechen, sind Maßnahmen zur Renaturierung und Wiedervernässung von Mooren notwendig. Diese umfassen die Anhebung des Wasserstandes, den Schutz noch intakter Moorflächen und die Wiederherstellung degradierter Moore. Degradierende Moore zählen zu den größten Quellen von Treibhausgasen. Solche Maßnahmen tragen nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern auch zur Erhaltung der Biodiversität und zur Stabilisierung des regionalen Wasserhaushalts.
Moore sind besondere Ökosysteme, die vor allem durch ihre wasserreichen und nährstoffarmen Bedingungen geprägt sind. Sie entstehen in Gebieten, wo mehr Wasser vorhanden ist, als abfließen kann, was zu einer Ansammlung von organischem Material führt, das nur langsam abgebaut wird. Dadurch bilden sich dicke Schichten von Torf.
Moore können 3 bis 5 Mal mehr Kohlenstoff binden als Wälder.
• Ein Quadratmeter Moor kann jährlich etwa 300 bis 700 Gramm CO2 binden.
• Ein Quadratmeter Wald bindet jährlich etwa 100 bis 200 Gramm CO2.
Das bedeutet, dass Moore etwa 200% bis 600% mehr CO2 binden als Wälder.
(Diese Werte sind stark von der Art des Moors bzw. Waldes und dem Zustand der jeweiligen Ökosysteme abhängig. Dadurch die große Abweichung.)
Moore spielen eine wichtige Rolle im globalen Klimaschutz. Sie speichern große Mengen an Kohlenstoff, der in den Pflanzen und im Torf gebunden ist. Wenn Moore entwässert oder zerstört werden, wird dieser Kohlenstoff freigesetzt, was zur Erhöhung der Treibhausgase in der Atmosphäre beiträgt. Daher ist der Schutz und die Renaturierung von Mooren von großer Bedeutung für den Klimaschutz. Darüber hinaus bieten Moore Lebensräume für spezialisierte Pflanzen und Tiere, die an die einzigartigen Bedingungen angepasst sind. Pflanzen wie Torfmoose, Sonnentau und Wollgras sowie diverse Amphibien und Libellenarten sind auf diese Lebensräume angewiesen.
Nachhaltige Nutzung und Schutz
Die nachhaltige Nutzung von Mooren bedeutet, dass wirtschaftliche Aktivitäten wie die landwirtschaftliche Nutzung eingeschränkt werden, um die ökologischen Funktionen der Moore zu bewahren. In vielen Regionen wird versucht, bereits geschädigte Moore durch Wiedervernässung und andere Maßnahmen zu renaturieren. Dies fördert nicht nur die Biodiversität, sondern trägt auch zur langfristigen Bindung von Kohlenstoff bei.
Torfmoos (Sphagnum) spielt eine bedeutende Rolle für die Trinkwasserqualität und den Hochwasserschutz. Diese Pflanzengattung ist hauptsächlich in Mooren zu finden und trägt auf vielfältige Weise zu beiden Aspekten bei:
Filtration und Reinigung:
Torfmoose haben die Fähigkeit, Wasser zu filtern und Schadstoffe zu binden. Sie können Metalle, organische Schadstoffe und überschüssige Nährstoffe aus dem Wasser entfernen, was zur Verbesserung der Trinkwasserqualität beiträgt.
Säuerung des Wassers:
Durch die Produktion von Huminsäuren senken Torfmoose den pH-Wert des Wassers, was das Wachstum von pathogenen Mikroorganismen hemmt und somit zur natürlichen Desinfektion beiträgt.
Speicherung von Wasser:
Torfmoose können große Mengen Wasser speichern. Ein Kubikmeter Torfmoos kann bis zu 20-30 Mal seines eigenen Trockengewichts an Wasser aufnehmen. Dies hilft, gleichmäßig Wasser an umliegende Wassersysteme abzugeben und fördert die konstante Qualität des Trinkwassers.
Hochwasserschutz
Torfmoose und die damit verbundenen Moore wirken als natürliche Schwämme. Sie können große Wassermengen aufnehmen und speichern, was die Abflussmenge bei starken Regenfällen reduziert und somit Hochwassergefahren mindert. Durch die langsame Freisetzung des gespeicherten Wassers aus den Mooren wird der Wasserabfluss verzögert. Dies reduziert die Hochwasserspitzen und hilft, die Flusspegel stabil zu halten.
Intakte Moorlandschaften, die von Torfmoosen dominiert werden, tragen zur Klimaregulierung bei, indem sie Kohlenstoff speichern und somit den Treibhauseffekt abschwächen. Ein stabileres Klima kann zu weniger extremen Wetterereignissen führen, was indirekt den Hochwasserschutz unterstützt.
Torfmoose sind für die Ökosysteme der Moore von zentraler Bedeutung und haben direkten Einfluss auf die Wasserqualität und den Hochwasserschutz. Der Erhalt und die Renaturierung von Mooren, in denen Torfmoose gedeihen, sind daher von großer Bedeutung für das Umwelt- und Wassermanagement.
Nachhaltige Nutzung und Schutz
Die nachhaltige Nutzung von Mooren bedeutet, dass wirtschaftliche Aktivitäten wie die landwirtschaftliche Nutzung eingeschränkt werden, um die ökologischen Funktionen der Moore zu bewahren. In vielen Regionen wird versucht, bereits geschädigte Moore durch Wiedervernässung und andere Maßnahmen zu renaturieren. Dies fördert nicht nur die Biodiversität, sondern trägt auch zur langfristigen Bindung von Kohlenstoff bei.
Kulturlandschaftsprogramm (KULAP):
Bayern bietet im Rahmen des KULAP spezielle Fördermaßnahmen für die nachhaltige Bewirtschaftung von Moorflächen an. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Biodiversität zu fördern, den Wasserhaushalt zu stabilisieren und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Extensivierung der Grünlandbewirtschaftung auf Moorflächen, Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutzmittel, Förderung von standortangepassten Nutzungsformen.
Vertragsnaturschutzprogramm (VNP):
Das VNP fördert Landwirte, die sich freiwillig verpflichten, ihre Flächen nach bestimmten naturschutzfachlichen Kriterien zu bewirtschaften. Dies umfasst auch Moore und Feuchtgebiete.
Schutz und Förderung gefährdeter Pflanzen- und Tierarten, extensive Bewirtschaftungspraktiken, Maßnahmen zur Wiedervernässung.
Bayerisches Klimaschutzprogramm:
Teil dieses Programms ist die Förderung von Projekten zur Renaturierung und nachhaltigen Bewirtschaftung von Mooren als Beitrag zum Klimaschutz.
Reduktion der CO₂-Emissionen durch Wiedervernässung, Förderung der natürlichen Kohlenstoffspeicherung in Mooren.
LIFE-Projekte:
Die Europäische Union unterstützt im Rahmen des LIFE-Programms auch Projekte in Bayern, die sich mit dem Schutz und der Wiederherstellung von Mooren beschäftigen.
LIFE-Projekt „LIFE living Natura 2000“, das Maßnahmen zur Renaturierung von Mooren in Bayern fördert.
Bayerischer Naturschutzfonds:
Dieser Fonds unterstützt Projekte zum Schutz und zur Pflege von natürlichen Lebensräumen, einschließlich Mooren.
Finanzierung von Renaturierungsmaßnahmen, Beratung und Unterstützung bei der Umsetzung von Naturschutzprojekten.
Diese Programme bieten Moorbauern in Bayern finanzielle Unterstützung, Beratung und technische Hilfe, um die ökologische Bewirtschaftung ihrer Moorflächen zu fördern und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Biodiversität zu leisten.
Moore bieten eine wertvolle Rückzugsfläche für Wildtiere. Diese Lebensräume sind oft abgelegene, schwer zugängliche Gebiete, die vielfältige ökologische Nischen und Schutzmöglichkeiten bieten. Sie sind oft schwer zugänglich und bieten Wildtieren Schutz vor menschlichen Eingriffen und Beutegreifern. Dies ist besonders wichtig für bedrohte Arten, die in weniger geschützten Gebieten Schwierigkeiten haben zu überleben.
Nachfolgend nur wenige Beispielhafte Bilder:
Moore bestehen aus verschiedenen Mikrohabitaten wie offenen Wasserflächen, Röhrichten, feuchten Wiesen und trockenen Inseln. Diese Vielfalt bietet Lebensraum für zahlreiche Tierarten.Sie bieten eine reiche Nahrungsquelle für viele Tiere. Amphibien, Insekten, Pflanzen und Beeren sind nur einige der Nahrungsmittel, die in Mooren reichlich vorhanden sind.
Viele Tiere nutzen Moore als Brut- und Aufzuchtgebiete. Vögel, Amphibien und Insekten finden hier sichere Orte, um ihre Jungen großzuziehen.
Moore bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren, darunter seltene Vogelarten wie der Große Brachvogel (Numenius arquata) und der Kranich (Grus grus), sowie Amphibien, Insekten und Spinnen, die sich an das feuchte Umfeld angepasst haben.
Schutz der Bestehenden und Wiedervernässung der trockengefallenen Moore bieten zahlreiche Vorteile sowohl für Menschen als auch für die Tier- und Pflanzenwelt.
Vorteile für den Menschen:
Klimaschutz:
Moore speichern große Mengen an Kohlenstoff. Durch die Wiedervernässung wird die Freisetzung von CO₂ verhindert, was zum Klimaschutz beiträgt.
Wassermanagement:
Wiedervernässte Moore wirken als natürliche Wasserspeicher und helfen bei der Regulation des Wasserhaushalts, was Überschwemmungen vorbeugen kann.
Biodiversität:
Intakte Moore sind Lebensräume für viele seltene und gefährdete Arten. Ihre Erhaltung fördert die Artenvielfalt und das ökologische Gleichgewicht.
Tourismus und Erholung:
Wiedervernässte Moore können – auf gelenkten Wegen – attraktive Ziele für Naturtourismus und Freizeitaktivitäten werden, was lokale Wirtschaften unterstützen kann.
Vorteile für Pflanzen und Tiere:
Lebensraum:
Moore bieten einzigartige Lebensräume für spezialisierte Pflanzen und Tiere, die anderswo nicht überleben könnten.
Artenvielfalt:
Wiedervernässte Moore fördern eine hohe Artenvielfalt, da sie unterschiedliche ökologische Nischen bereitstellen.
Wasserqualität:
Moore wirken als natürliche Filter und verbessern die Wasserqualität, was den gesamten Ökosystemen zugutekommt.
Schutz bedrohter Arten:
Viele gefährdete Pflanzen- und Tierarten finden in intakten Mooren ihre letzten Rückzugsgebiete.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wiedervernässung der Moore sowohl ökologische als auch ökonomische und gesellschaftliche Vorteile bringt. Sie trägt zum Klimaschutz, zum Erhalt der Biodiversität und zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen bei.