Wildschweine gibt es erdgeschichtlich schon seit mindestens 25 Millionen Jahren. Mit Ausnahme des amerikanischen Kontinents waren sie weltweit verbreitet. Wir teilen uns den Lebensraum auch in den bayerischen Wäldern seit grauer Vorzeit. Bereits bei steinzeitlichen Jägern waren Wildschweine eine begehrte und geschätzte Jagdbeute.
Von seinem Wesen ist und war das Schwarzwild von jeher ein scheuer Waldbewohner.
Große Teile Mitteleuropas waren noch vor etwa 100 Jahren annähernd wildschweinfrei.



Was sich in den letzten Jahrtausenden verändert hat, ist die Art der bäuerlichen Feldbewirtschaftung. Die Menge der angebauten Feldfrüchte und vor allem die Einführung des Mais-Anbaus hat dazu geführt, dass die Sauen immer bessere Lebensbedingungen bekommen haben. Waren sie früher im Winter noch auf Mastjahre der Buchen und Eichen angewiesen, finden sie als Allesfresser mittlerweile ganzjährig ausreichend Nahrung.

Während sie als Waldbewohner noch bei der Nahrungssuche nach Pilzen, Engerlingen und Schadinsekten den Boden aufgelockert und somit die Bedingungen für junge Bäumchen verbessert haben, findet ihre Grabung nach Regenwürmern, Schnecken und Mäusen im Grünland keinerlei Sympathie bei der Landwirtschaft. Die Grasnabe wird tief aufgewühlt und der Boden gebrochen. Ganz besonders wenig Anklang findet ihre Begeisterung für Getreide und Feldfrüchte annähernd jeder Art.

Die stete Verfügbarkeit von reichlicher Nahrung in Verbindung mit der hohen Fruchtbarkeit der Sauen führte nun schließlich in den letzten Jahrzehnten zu einer Massenvermehrung.
Das spürt nicht nur die Landwirtschaft. Selbst Großstädte wie Berlin sind intensiv besiedelt. Als Allesfresser sind sie stark am Müll der menschlichen Behausungen interessiert.



Ein zusätzliches Problem ist durch die Verbreitung von Seuchen entstanden.
Wo viele auf engem Raum zusammenkommen, bleiben auch die Krankheiten nicht aussen vor. Die „Schweinepest“ ist eine hochansteckende Viruserkrankung, bei der die ganze Rotte mit hoher Sterblichkeitsquote erkrankt.
Da die Krankheit keinen Unterschied zwischen Wild- und Hausschweinen kennt, birgt sie eine große Gefahr für die landwirtschaftlichen Schweinemastbetriebe und somit die Ernährungslage und die heimische Volkswirtschaft.
Nicht genug mit der Tatsache, dass die „Schweinepest“ seit Jahrhunderten eine Bedrohung darstellt, hat die weltweite Vernetzung dazu geführt dass seit 2014 eine weitere Variante von Afrika aus über Osteuropa ihren Siegeszug um die Welt angetreten hat. Zur Klassischen Schweinepest (KSP) hat sich die „Afrikanische Schweinepest (ASP)“ gesellt.
Beide Viruserkrankungen sind für den Menschen ungefährlich und stellen keine Gesundheitsgefahr dar, haben aber für die jeweils betroffenen Länder schwerwiegende wirtschaftliche Folgen. Es gibt keine Möglichkeit Hausschweine dagegen zu impfen. Neben der strikten Einhaltung von Stall-Hygienemaßnahmen hilft nur die konsequente Bejagung um die Wildschweinbestände zu reduzieren.

Ein Problem ist vor allem die Widerstandskraft und Langlebigkeit des Erregers. Grade das erweist sich als ein Problem bei der Verbreitung. Bis zu anderthalb Jahren überlebt – wenn Schweiß versickert – der Erreger im Erdreich. Zur Salami verarbeitet einen Monat, als roher Schinken über ein Jahr und in tiefgefrorenem Zustand über 6 Jahre. Ein Desaster.

Das hat auch Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion. Gras, Heu und Stroh aus Sperrgebieten darf nicht mehr als Schweinefutter oder Einstreu verwendet werden, wenn es nicht mindestens eine halbe Stunde über 70 Grad erhitzt worden ist. Bearbeitungsverbote der Felder, geänderte Fruchtfolgen, Dünge- und Pflanzenschutzmassnahmen, Einschränkung von Gülleflächen. Das bringt landwirtschaftlich deutliche Mehrkosten begleitet von Ertragsminderung mit sich.

Wird ein mit ASP infiziertes Wildschwein erlegt oder tot aufgefunden, wird um die Fundstelle von der zuständigen Veterinärbehörde ein Restriktionsgebiet eingerichtet.
Restriktion (lateinisch restrictio „Einschränkung“). Die Restriktionsgebiete werden in Kerngebiete, gefährdete Gebiete und Pufferzonen kreisförmig unterteilt:
– Fundort und das Kerngebiet
– Sperrzone II (infizierte Zone)
– Sperrzone I (äusserer Ring)

Das bezieht sich auf das Verbringen und Schlachten von Hausschweinen. Maisanbau soll außerhalb der Kernzone verlagert werden, innerhalb der Kernzone sollen Sommergetreide oder Körnerleguminosen (also möglichst niedrig wachsende Kulturen) angebaut werden.
Um die Kulturen werden 15-25 Meter breite Bejagungsschneisen angelegt. Für das Kerngebiet kann zudem ein Betretens- und Befahrungsverbot angeordnet werden. Um Teile oder auch die ganze Fläche können entsprechend der Seuchensituation Zäune errichtet werden.

Es spielt keine Rolle, ob ein landwirtschaftlicher Betrieb Schweine hält oder nicht. Von den Maßnahmen betroffen sein kann jeder. Egal ob Nutztierhaltung oder Getreide. Auch Biogasanlagen können davon betroffen sein. Das Einbringen von Ernten kann untersagt werden. Entschädigungen oder Beihilfen werden vom Landratsamt oder dem Land geregelt. Es liegt im Ermessen jedes einzelnen Betriebs zusätzlich eine Versicherung für derartige Schäden abzuschließen.
Zusätzlich zu den örtlichen Einschränkungen kann darüber hinaus von der EU-Kommision eine „Sperrzone III“ mit weiteren Maßnahmen festgelegt werden.



Bayerisches Staatsministerium – Vollzugsschreiben-Verwendung-von-Nachtzieltechnik:

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Hinweise zur Probenentnahme

Beprobungsröhrchen sind bei der Unteren Jagdbehörde im Veterinäramt erhältlich.



Lebend:
– Atemnot und Schaum vorm Rüssel sind auffällig.
Durch die Lungenentzündung erhöht sich die Atemfrequenz.
– ab dem dritten bis vierten Tag nach der Infektion tritt hohes Fieber auf.
Auffällig wird das durch verringerte Fluchtbereitschaft, sichtbare Abmagerung, Durchfall.
Es kann auch zu einer Blaufärbung der Haut und Blutungen aus Gebrech und Weidloch kommen. Im weiteren Verlauf der Krankheit wird der Gang torkelnd, schläfrig und unsicher.
– Der Tod tritt nach 6–10 Tagen ein.

Tot:
– Milz stark geschwollen und brüchig
– Flohstichartige Einblutungen in den Nieren
– Lymphknoten am gesamten Körper dunkelrot oder schwarz und vergrößert
– Beim Zerschneiden blutig. Besonders der Magen und die Leber.
– Einblutungen an Blase, Gallenblase, Darm, Nieren, Haut.
– Schaumbildung in den Atemwegen.